aus dem Vorlesebuch „Frau Doktor hat einen Vogel“
Wenn ein Kind krank ist, fällt es oft nicht leicht, herauszubekommen, was eigentlich das Problem ist. Selbst wir Erwachsene haben häufig Schwierigkeiten, genau zu benennen, „was uns fehlt“. Schmerzen und Empfindungen zu beschreiben ist nicht leicht. Krankheit zwingt uns dazu, in unseren Körper hineinzuspüren und festzustellen, an welchen Stellen wir Probleme haben. Wo sitzt der Schmerz? Wieso fühle ich mich nicht gut?
Schmerzen und Wohlbefinden werden insbesondere bei Kindern maßgeblich von der Reaktion der Eltern oder Erzieher/-innen beeinflusst. Stürzt ein Kind beispielsweise, kann man beobachten, dass es zunächst in das Gesicht der Bezugsperson schaut, bevor es anfängt zu schreien. Erhält das Kind dann die Rückmeldung: „Alles nicht so schlimm!“, wird es sich viel schneller beruhigen. Springen aber alle anwesenden Erwachsenen beim selben Vorfall panisch zum gestürzten Kind, wird das Kind vor Angst und Schmerz brüllen, auch wenn noch nicht einmal ein kleiner Kratzer zu sehen ist.
Dieses Beispiel zeigt Ihnen als Eltern und Erzieher/-innen sehr plastisch, wie unglaublich wichtig Ihre eigenen Einschätzungen bzw. Bewertungen für das Krankheits- oder Gesundheitsgefühl von Kindern sind. Dabei ist es nicht wichtig, immer cool zu bleiben! Im Gegenteil: Ihre Reaktion als Erwachsene ist enorm wichtig für das kindliche Empfinden für Körper, Krankheit und Gesundheit. Fühlt sich ein Kind nicht gut, so ist Ihre Zuwendung für das Kind zunächst wichtiger als jede Medizin!
Zur Zuwendung gehört auch, die Äußerungen bzw. Sorgen von Kindern immer (!) ernst zu nehmen. Danach sollte eine Rückmeldung an das Kind erfolgen, wie ernst die Beschwerden von Ihnen persönlich eingeschätzt werden. Dazu muss man als Erwachsener nicht unbedingt alles wissen. Auch Sie dürfen ruhig einmal sagen: „Ich habe keine Ahnung!“ Das Kind bemerkt Ihre Unsicherheit sowieso und wird sich – genau wie Sie – dann bei einem Arzt sicherer aufgehoben fühlen. Für alle Situationen, in denen nach Ihrem Empfinden keine sofortige Lebensgefahr besteht, können die Rezepte und Handlungsanweisungen der Gesundmachkiste, aus dem Vorlesebuch Frau Doktor hat einen Vogel, hilfreich sein.*
Die Gesundmachkiste
Kaum jemand, der (noch) gesund ist, liest gerne komplizierte Sachtexte über Krankheiten. Andererseits hat man, wenn es wirklich ernst wird, wohl kaum die Zeit und Geduld, in einem Buch zu blättern. Ebenso ist es mit den Hausmitteln. Man bereitet sie erst dann zu, wenn jemand bereits krank ist. Doch gerade dann hat man meistens nicht alle Zutaten griffbereit. Die Idee der „Gesundmachkiste“ ist daher, immer vorbereitet zu sein.
Die Gesundmachkiste ist eine Art Kinder-Haus(mittel)-Apotheke, die jede Familie zu Hause haben sollte. Zusammen mit dem Medizinkästchen (siehe S. 4 des Downloads) enthält sie alles, was man bei Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung, Erbrechen, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Ohrenschmerzen, Augenrötung, Kopfschmerzen und Fieber gut gebrauchen kann.
Die Kinder füllen ihre ganz persönliche „Gesundmachkiste“ mit den Zutaten für die Kinder-Hausmittel und bewahren diese für Notfälle zu Hause selbst auf. Zusammen mit dem „Medizin-Kästchen“, das von den Eltern befüllt und verwahrt wird, gibt diese „Kinder-Haus(mittel)-Apotheke“ ein Gefühl von Sicherheit.
Doch nicht nur der Vorrat selbst vermittelt Sicherheit, sondern auch das Ausprobieren zu einem Zeitpunkt, zu dem alle Beteiligten (noch) gesund sind. Durch Übungen und Vorbereitung, durch Ausprobieren und Schmecken der Hausmittel entsteht Wissen über Handlungsmuster, auf das man im Ernstfall zurückgreifen kann.
Die Hausmittel der Gesundmachkiste basieren auf altem Wissen und auf neuen Rückmeldungen aus Praxis und Klinik hinsichtlich Geschmack und Wirkung.*
Vor eigenen Experimenten mit den Mengen der Zutaten – nach dem Motto „Viel hilft viel!“ – ist jedoch dringend abzuraten! Die Dosis (Menge) eines Heilmittels bestimmt, ob die Einnahme hilfreich oder schädlich, ja sogar lebensgefährlich ist. Daher muss man sich mit der Dosis gut auskennen.
Achtung: Die Rezepte müssen daher genau nach den Maßangaben zubereitet werden. Sie dürfen nicht häufiger als angegeben und nur an Kinder über vier Jahren verabreicht werden!
Außerdem gilt: Wenn Sie sich Sorgen mache, gehen Sie IMMER zum Arzt!
Dazu sind Ärzte schließlich da! Der Kinderarzt wird Ihnen und Ihren Kindern mit seiner medizinischen Erfahrung auf jeden Fall helfen. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen, denn es gibt keine dummen Fragen! Schämen Sie sich nicht, mit scheinbar Banalem zum Arzt zu gehen, denn Ihre Sorgen sollten Sie immer ernst nehmen!
Laden Sie sich die Anleitung zur Gesundmachkiste gleich herunter und basteln Sie sich mit Ihren Schützlingen ihre eigene kleine Hausmittel-Hausapotheke.
Anleitung für die Gesundmachkiste
Bitte beachten Sie: Die Gebrauchsanweisung ist nur eine Ultra-Super-Kurz-Fassung des medizinischen Vorlesebuchs für Kinder „Frau Doktor hat einen Vogel“ von Dr. med. Sibylle Mottl-Link. Ausführlichere Anleitungen, Tipps und weitere Rezepte finden Sie im Vorlesebuch.
Die spannenden und humorvollen Geschichten des Vorlesebuchs mit dem frechen Vogel Cora ermöglichen Kindern ab 4 Jahren, sich mit Gesundheit und Krankheit auseinanderzusetzen und nach und nach ein Gespür dafür zu entwickeln, was dem eigenen Körper gut tut und im Krankheitsfall helfen kann.
Die Autorin Dr. med. Sibylle Mottl-Link arbeitet auf der Kinderintensivstation und als Notärztin. Die zweifache Mutter musiziert in ihrer Freizeit gern und liebt Kindertheater. Zusätzlich zu Ihren Vorlesebüchern bringt sie so mit ihrer medizinischen Puppen-Comedy verschiedene Gesundheitsthemen direkt zu den Kindern ins Klassenzimmer, den Kindergarten oder auch die Bücherei. Immer mit dabei: ihre Handpuppen.
Ganz aktuell beantwortet Frau Dr. Mottl-Link Fragen von Kindern rund ums Thema Corona. Alle Videos dazu finden Sie auf Ihrem YouTube Kanal oder schauen Sie sich das Interview von Frau Dr. Mottl-Link beim SWR an:
Video
Weitere Infos zu Frau Dr. Mottl-Link und ihren Veranstaltungen finden Sie auf ihrer Website.
*Hinweis
Die in dem Buch „Frau Doktor hat einen Vogel“ und diesem Blogbeitrag veröffentlichten Ratschläge wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso wird eine Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ausgeschlossen. Erkrankungen mit ernstem Hintergrund gehören immer in ärztliche Behandlung! Den persönlichen, fachärztlichen Rat kann und will dieser Beitrag sowie das Buch in keinem Fall ersetzen!
Texte, Abbildungen sowie die Anleitung für die Gesundmachkiste stammen aus dem Vorlesebuch „Frau Doktor hat einen Vogel – Gesundmachgeschichten für Kinder“; Autorin: Dr. med. Sibylle Mottl-Link; Illustratorin: Friederike Schumann; © 2012 SCHUBI Lernmedien AG