von Marion Dietz

Marion Dietz, Zahnärztin aus Kiel, hat für den SCHUBI-Blog die wichtigsten Tipps und Regeln für die richtige Zahnhygiene zusammengefasst. Ob Putztechnik KAI, die Wahl der Zahnpasta, zahngesunde Ernährung oder Vorsorgeuntersuchungen – lesen Sie hier, wie auch Ihre Schützlinge mit einem gesunden Lächeln ins (Schul-)Leben starten.

Alena Ozerova/AdobeStock

Der Schulstart ist eine aufregende Zeit für Kinder – sie werden vom Kindergartenkind zum Schulkind und vieles verändert sich. Auch die ersten Milchzähne fangen an zu wackeln und die bleibenden Zähne beginnen durchzubrechen.  Zuerst brechen die großen Backenzähne, auch 6-Jahresmolaren genannt, durch, gefolgt von den unteren und oberen Schneidezähnen. Genau wie die Milchzähne können auch die „neuen“ bleibenden Zähne von Karies betroffen sein, ausgelöst durch säurehaltige Stoffwechselprodukte der Bakterien in der Mundhöhle.

Deshalb ist in dieser Zeit die tägliche Mundhygiene besonders wichtig, vor allem da sie gewissermaßen den Grundstein für die spätere Zahngesundheit des Kindes legt. Schließlich sollen die bleibenden Zähne ein Leben lang halten.

Das regelmäßige Zähneputzen allein ist jedoch nicht der einzige Faktor, der die Mundgesundheit beeinflusst- auch die Ernährung, die Fluoridierung zur Zahnschmelzhärtung*, halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt und Individualprophylaxe (professionelle Zahnreinigung) spielen eine wichtige Rolle.

*Das Auftragen von Fluorid auf die Zähne macht sie für Säuren und damit auch für Karies weniger angreifbar. Die Wahl der geeigneten Zahnpasta spielt dabei eine wichtige Rolle (siehe unten).

 

Übung macht den Meister: Putztechnik nach KAI und Fluoridierung:

Das Zähneputzen sollte für Kinder als festes Ritual in den Alltag integriert sein und Spaß machen.

2-mal täglich Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta: morgens vor oder nach dem Frühstück und abends nach dem Abendessen.

Wie bei allen Dingen im Leben macht Übung den Meister und es ist noch kein Zahnputzprofi vom Himmel gefallen. Umso wichtiger ist das Nachputzen der Eltern bis das Kind die Zahnputztechnik richtig beherrscht (ca. bis zum 8. Lebensjahr). Aber auch darüber hinaus sollten Eltern weiterhin das Putzergebnis der Kleinen kontrollieren und ggf. nachputzen oder unterstützen z.B. bei der Zwischenraumpflege mit Zahnseide (ca. bis zum 12. Lebensjahr).

 Doch wie putzt man richtig und welche Zahnpasta eignet sich für welches Alter?

Für Kinder und bis ins Jugendalter hinein hat sich die KAI-Technik beim Putzen bewährt. Sie ist einfach zu erlernen und man läuft mit der festen Systematik nicht Gefahr Zahnflächen zu vergessen. Am besten wird mit einer Kinderzahnbürste mit kleinem Kopf vor dem Spiegel geputzt, damit das Kind genau sehen kann, wo es mit der Zahnbürste ist. Es wird zuerst oben geputzt und dann unten.

KAI steht für:

K (Kauflächen):  Zu Beginn werden die Kauflächen des Ober- und Unterkiefers mit schrubbenden Hin- und Herbewegungen gereinigt

A (Außenflächen): Als nächstes werden die Frontzähne aufeinandergestellt. Nun werden die   Außenflächen der Zähne in kleinen kreisenden Bewegungen von der Mitte des Kiefers zu den Seiten gereinigt. Alternativ kann auch auf der rechten Seite an den hinteren Zähnen angefangen und dann über die Front zur anderen Seite geputzt werden.

I (Innenflächen):  Als letztes werden die Innenflächen von „Rot nach Weiß“ also vom Zahnfleisch Richtung Zahn mit kleinen Kreisen oder Drehbewegungen „ausgefegt“.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), CC BY-NC-ND

Statt einer Handzahnbürste kann auch eine elektrische Zahnbürste verwendet werden (ggf. abwechseln). Wichtig ist jedoch, dass das Kind die Putztechnik mit der Hand beherrscht, da dies die Feinmotorik der Hände fördert.

Bereits ab 4½ Jahren sollte zusätzlich zur Zahnbürste 1-mal täglich Zahnseide verwendet werden (durch die Eltern), vor allem wenn die Milchzähne sehr eng stehen. Hilfreich ist dabei z.B. ein Zahnseidenhalter mit Griff.

Neben der mechanischen Reinigung der Zähne mit Zahnbürste und Zahnseide, spielt auch die Benutzung einer fluoridhaltigen Zahnpasta eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle des Zahnbelags (Plaque) und ist essenziell für die Vorbeugung von Karies.

Verschiedene deutsche zahnärztliche Fachgesellschaften haben gemeinsam zum Thema Fluoridkonzentrationen in Kinderzahnpasten folgende Empfehlung abgegeben:

*Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ), Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM), Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Stand 27.9.2018

Die tägliche Reinigung der Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta härtet den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger, außerdem hemmt das lokal aufgetragene Fluorid in der Zahnpasta das Wachstum der kariesverursachenden Bakterien im Mund.

Eine weitere wichtige Fluoridquelle ist fluoridiertes Speisesalz, welches zum Kochen verwendet werden sollte.

Bei erhöhtem Kariesrisiko können durch den Zahnarzt außerdem Fluoridgelee mit erhöhter Fluoridkonzentration verschrieben und 1-mal wöchentlich verwendet werden oder es erfolgt ein Auftragen von Fluoridlacken in der Zahnarztpraxis im Rahmen der Kinder -und Jugendprophylaxe. Zu dieser gehören überdies eine Mundhygieneaufklärung, Putzübungen und eine professionelle Zahnreinigung.

Zahngesunde Ernährung- wie geht das?

Eltern sollten ihren Kindern von klein auf möglichst nur Wasser zu trinken geben und sie nicht an Limonaden, süße Tees und stark säurehaltige Säfte gewöhnen. Diese stark zucker- und/oder säurehaltigen Getränke sollten die absolute Ausnahme darstellen. Auch eine Milchflasche oder ein gezuckerter Tee sollten nie abends nach dem Zähneputzen mit ins Bett gegeben werden.

Eine zahngesunde und ausgewogene Ernährung beinhaltet ausreichend Mineralien, Vitamine sowie viel Obst und Gemüse, wobei man auf häufige und vor allem süße oder klebrige Zwischenmahlzeiten möglichst verzichten sollte.

Süßigkeiten sind nicht kategorisch verboten, sollten aber nur zu den Hauptmahlzeiten und in geringen Mengen gegessen werden. Häufige und besonders süße Zwischenmahlzeiten führen zu einer längeren Absenkung des PH-Wertes im Mund, was die Zähne anfälliger für die schädigenden Stoffwechselprodukte der Mundbakterien macht. Dies führt langfristig zu einer zunehmenden Entkalkung der Zahnoberflächen und somit zu Karies.

Zahngesunde Pausensnacks stellen z.B. frisches Gemüse, Obst oder Vollkornprodukte dar. Statt Süßigkeiten kann zwischendurch auch mal ein zuckerfreier Kaugummi gekaut werden, denn dies regt die Speichelproduktion an. Dadurch werden die Zähne besser umspült und die Remineralisation des Zahnschmelzes durch den Speichel, also das Wiedereinlagern verlorengegangener Mineralien, wird gefördert.

 

Zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen

Die frühkindliche Kariesprophylaxe im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung (FU) ist seit dem 1. Juli 2019 bereits für Kinder zwischen dem 6. und vollendetem 33. Lebensmonat, also ab Durchbruch des 1. Milchzahnes, vorgesehen. In dieser Zeit hat das Kind Anspruch auf 3 Früherkennungsuntersuchungen bestehend aus einer Vorsorgeuntersuchung/zahnärztlicher Kontrolle, der Beratung der Eltern über Themen wie Mundhygiene und Ernährung und die Zahnschmelzhärtung durch Fluoridlack.

Ab dem 6. Lebensjahr bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres haben Kinder und Jugendliche neben den zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen 2x jährlich Anspruch auf eine Individualprophylaxe (inkl. Auftragen von Fluoridlack zur Zahnschmelzhärtung), welche von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Die Individualprophylaxe besteht aus einer Mundgesundheitsaufklärung, das Anfärben der Zähne, um Beläge sichtbar zu machen sowie das Lernen und Üben von Putztechniken. Abschließend erfolgen eine professionellen Zahnreinigung und Fluoridierung.

Bei besonders tiefen und kariesgefährdeten Grübchen in den Kauflächen der hinteren Backenzähne kann auch eine Fissurenversiegelung durch den Zahnarzt erfolgen, dies erleichtert die Reinigung dieser Flächen.

Wichtig ist vor allem, dass Kinder so früh wie möglich an regelmäßige Zahnarztbesuche gewöhnt werden und damit von klein auf positive Erfahrungen verbinden und nichts wovor man Angst haben müsste.

Nützliche Links für Eltern und Lehrpersonen zum Download:

1. Zahnärztlicher Kinderpass mit Infos für Eltern von der Bayrischen Landeszahnärztekammer

2. So geht Zähneputzen nach der KAI-Systematik- Anleitung zum Falten oder Ausschneiden
(PDF | 205 KB)

3. Kostenlose Zahnputz-App:
z.B. ZahnHelden von goDentis – Gesellschaft für Innovation in der Zahnheilkunde mbH

Quellennachweise:

Kai Systematik erklärt

Abbildung Zähneputzen mit KAI:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), kindergesundheit-info.de: https://www.kindergesundheit-info.de/infomaterial-service/infografik/?tx_bzgacc_pi6%5Basset%5D=74&cHash=337c44695ee7abad0a549f8ea0967d32, CC BY-NC-ND

   

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