Bildergeschichten eignen sich ideal für die Sprachförderung. Sie kommen ohne Worte aus und regen gerade dadurch zur eigenen sprachlichen Gestaltung an. Wenn die Kinder gespannt auf das nächste Bild warten und eifrig miterzählen, was die Hauptfigur erlebt und spricht, geschehen Wortschatzerweiterung und Grammatikaufbau fast ohne Anstrengung.

Die nachfolgenden Erfahrungen, Tipps, Einsatzmöglichkeiten und Hintergründe stammen aus dem SCHUBI Praxisbuch Sprachförderung mit Bildergeschichten. Autorin: Elisabeth v. Gamm.

Laden Sie sich die am Ende des Beitrags angebotenen Bildergeschichten mit extra Tipps für den Einsatz kostenlos herunter und probieren Sie es aus. Wie sind die Geschichten bei Ihren Schützlingen angekommen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung an blog@schubi.com .

Wie können Kinder strukturiertes Erzählen lernen? Bildergeschichten sind eine ideale Hilfe, wenn sie systematisch eingesetzt und im Vorschulalter im Dialog mit den Kindern entwickelt werden. Je öfter und regelmäßiger wir mit Bildergeschichten arbeiten, umso sicherer werden die Kinder und umso selbstverständlicher wird ihnen das Mitdenken und gemeinsame Erzählen. Sie beginnen, vorgeschlagene Handlungsmöglichkeiten zu favorisieren oder zu verwerfen und fangen an, eigene Überlegungen anzustellen und zu formulieren. 

Warum Bildergeschichten in der Vorschularbeit?

Bilderbücher haben unbestritten eine wichtige Bedeutung für die Sprachentwicklung von Kindern (1) und die Arbeit mit Bilderbüchern hat einen festen Platz in vorschulischen Einrichtungen. Bildergeschichten können diese Arbeit ideal ergänzen.

 

Erfahrungen aus der Praxis

Bildergeschichten machen Kindern Spaß. Viele Bildergeschichten sind so aufgebaut, dass sie eine lustige, überraschende oder spannende Wendung nehmen, die wir als Erwachsene durch unsere Erzählbeiträge effektvoll herausarbeiten können. Die Kinder warten mit gespanntem Gesichtsausdruck auf die nächste Bildkarte, die die Auflösung der spannenden Situation bringen wird. Kinder, die schon zahlreiche Filme gesehen haben, sind gebannt von der „kleinen“ Handlung und lassen sich aktiv einbeziehen.

Die wiederkehrende Struktur der Bildergeschichten erleichtert den Kindern die Beteiligung.

Auch Kinder, die anfangs Angst haben, sich zu äußern, finden nach und nach, zunächst mit einzelnen Worten und schließlich mit längeren Beiträgen, den Mut zu sprechen und auch von sich und ihren Erlebnissen zu erzählen.

Die Themenvielfalt bietet immer wieder Anknüpfungspunkte aus der Lebens- und Interessenswelt der Kinder. Je öfter man mit Bildergeschichten arbeitet, umso sicherer werden die Kinder und umso selbstverständlicher wird ihnen das Mitdenken und gemeinsame Erzählen. Auch wenn Sie bei manchen Kindern zunächst auf die Frage zum Handlungsfortgang „Was, meinst du, wird er/sie jetzt machen?“ nur ein Achselzucken oder ein „Weiß ich nicht“ ernten, so lassen sie sich doch nach und nach auf eine aktive Teilnahme ein. Sie beginnen, vorgeschlagene Handlungsmöglichkeiten zu verwerfen oder zu favorisieren und können langsam zu eigenen Überlegungen geführt werden.

Bildergeschichte „Geteiltes Leid – geteilte Freud aus Bilderbox 12058 Lea, Lars und Dodo, Illustrationen von Corinne Schroff, © SCHUBI Lernmedien

Kurze, prägnant gestaltete Geschichten erleichtern es Kindern, die sich nicht lange konzentrieren können, ihre Aufmerksamkeit bis zum Schluss der Geschichte zu halten. Für das Praxisbuch Sprachförderung mit Bildergeschichten und die zum Download angebotenen Geschichten wurden gezielt solche Geschichten ausgesucht. Auch Kinder, die wegen sprachlicher Schwierigkeiten einer altersgemäßen Vorlesegeschichte nur schlecht folgen könnten, lassen sich mit den Bildergeschichten gut einbeziehen. Da die Bildergeschichten keinen festen Text vorgeben, sondern vielmehr zur sprachlichen Ausgestaltung anregen, können wir uns ideal an den individuellen sprachlichen Möglichkeiten der Kinder orientieren und die Fähigkeiten schrittweise ausbauen.

Bildergeschichten ermöglichen gezielte Sprachförderung im Kindergarten (2), die unkompliziert und ohne großen Zeitaufwand immer wieder in den Tages- oder Wochenablauf integriert werden kann. Die Kinder erweitern bei der Betrachtung der Bilder im Dialog mit dem Erwachsenen ihren Wortschatz und ihre grammatische Kompetenz und werden veranlasst, selbst zu sprechen und zu erzählen (3).

Wenn wir die Kinder bewusst unterstützen, können sie gemeinsames Erzählen als ein positives Erlebnis kennen lernen, sodass die Bildergeschichten ganz schnell von den Kindern eingefordert werden.

 Aspekte, die bei der Arbeit mit Bildergeschichten besonders wichtig sind:

  • Genaues Betrachten und Beschreiben
  • Erweiterung des Wortschatzes
  • Mimik und Gestik deuten und über Gefühle sprechen
  • Logische Zusammenhänge entdecken und eigene Überlegungen anstellen
  • Erzählen lernen

Das Vorgehen

Ab wann und mit wem ist die Arbeit mit Bildergeschichten sinnvoll?

Bei Vierjährigen können wir beginnen, mit Bildergeschichten zu arbeiten. Für sie sind einfache Bildergeschichten geeignet, die in kleinen Schritten geradlinig eine Handlung wiedergeben, zum Beispiel die Geschichten aus „Danke, Kim!“.

Fünfjährige kommen auch mit komplexeren Erzählungen zurecht, in denen mehrere Personen agieren und es komplizierter ist vorauszusehen, wie der nächste Handlungsschritt aussehen könnte und welche Beweggründe die handelnden Personen haben.

Bei Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, lassen sich Bildergeschichten gut einsetzen, wenn ein Grundwortschatz vorhanden ist, aber noch Schwierigkeiten beim zusammenhängenden Erzählen, bei Satzbau und Grammatik bestehen. Bilderbücher, die den Inhalt nur punktuell illustrieren, überfordern hier oft sprachlich, Bilderbücher mit sehr wenig Text für Kleinkinder unterfordern inhaltlich. Mit Bildergeschichten können wir eine angemessene intellektuelle Herausforderung und sprachliche Anregungen anbieten.

Bildergeschichte „Ein gutes Vorbild?“ aus Bilderbox 12018 Erzähl mal!, Illustrationen von Thilo Pustlauk, © SCHUBI Lernmedien

Größe der Gruppe:

Eine Atmosphäre, die das Erzählen und Sprechen fördert, entsteht eher in einer kleinen Gruppe, in der wir nahe zusammensitzen können. Je größer die Gruppe, umso schwieriger wird es, alle in das Gespräch einzubeziehen und auf den Bildern Details zu zeigen.

Ideale Voraussetzungen haben wir, wenn wir mit nicht mehr als fünf Kindern gleichzeitig arbeiten. Im letzten Jahr vor dem Schulanfang kann mit Kopiervorlagen auch in einer etwas größeren Gruppe (bis zwölf Kinder) gearbeitet werden.

Kindern mit besonderen Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich werden wir oft in einer Kleinstgruppe mit zwei oder drei Kindern besser gerecht.

Zeitlicher Umfang

Zunächst kann vielleicht nur 3–5 Minuten mit einem Kind gearbeitet werden. In der Regel kann mit 10–15 Minuten für das gemeinsame Erzählen einer Geschichte einschließlich der kurzen Wiederholung (zweiter Erzähldurchgang) gerechnet werden. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, regelmäßig über einen längeren Zeitraum – zum Beispiel einmal in der Woche – mit Bildergeschichten zu arbeiten.

Tipp:
Die Geschichten sollten Bild für Bild gezeigt werden, damit das Interesse bis zum Schluss bestehen bleibt. Auch bieten sich zwei Erzähldurchgänge an.

Bildergeschichten bieten ideale Voraussetzungen, um den wichtigen Dialog mit den Kindern über Bilder und Inhalt aufzunehmen. Sie können Fragen stellen, aber auch Impulse und Feedback geben. Sie müssen nur die Gelegenheiten nutzen.

Probieren Sie es gleich mit den beiden nachfolgenden SCHUBI-Bildergeschichten aus. Die Bildergeschichten könnten kopiert und ausgemalt werden. Die Zeichen und zugehörigen Erklärungen helfen Ihnen bei der Arbeit mit den Kindern.

Jetzt ausprobieren: Zwei Bildergeschichten zum kostenlosen Download

Bildergeschichte „Der hilfsbereite Elefant“ aus Bilderbox 12020 Und dann?
Illustrationen: Anja Naef

Der Alltag hält kleine und größere Herausforderungen bereit. Wie wird das Erlebnis ausgehen? Das ist spannend bis zum meist heiteren Schluss. Denn nicht immer verhalten sich alle so, wie wir es erwarten.

Auch der Zufall kann eine überraschende Wendung herbeiführen. Dazwischen können wir immer wieder überlegen: Und was passiert dann?

Bildergeschichte herunterladen: Und dann – Der hilfsbereite Elefant

 

Bildergeschichte „Kim hilft beim Abwaschen“ aus der Bilderbox 12080 Danke, KIM!
Illustrationen: Gertrud Dieckhoff

Kim hilft und weiß sich zu helfen, und wir sehen, dass dies dem Kind Freude macht. Viele Dinge des Alltags erledigt Kim selbständig: Kim trocknet ab und kauft ein. Name und Aussehen des Kindes sind so neutral gehalten, dass Kim als Identifikationsfigur für Mädchen und Jungen gleichermaßen in Frage kommt. Die Handlungsabläufe sind in kleine Schritte gegliedert und so klar gezeichnet, dass auch jüngere Kinder die Geschichten gut nachvollziehen können.

Bildergeschichte herunterladen: Danke KIM – Abwaschen

 

Weitere Informationen zu dem Thema „Sprachförderung mit Bildergeschichten“ sowie zahlreiche Praxistipps, Beispiele und weitere Arbeitsmaterialien finden Sie in dem zugehörigen Praxisbuch.

 

Quellen

  1. Marie-Cécile Bertau u. Angelika Speck-Hamdan, Förderung der kommunikativen Fähigkeiten im Vorschulalter, in: Gabriele Faust et al. (Hrsg.), Anschlussfähige Bildungsprozesse im Elementar- und Primarbereich, Bad Heilbrunn/Obb. 2004, S. 109.
  2. Über die Bedeutung der sprachlichen Bildung im vorschulischen Bereich besteht weitgehend Übereinstimmung. Siehe dazu Jutta Eichhorn, Konsequenzen aus dem Schock – Eine Übersicht über den Stand der Bildungspläne und -empfehlungen in den Bundesländern (1), in: kindergarten heute 1/2005, S. 20.
  3. Zur Sprachförderung durch Bilderbucharbeit siehe z. B. Hannelore Grimm, Störungen der Sprachentwicklung (1999), Göttingen u. a. 2003, S. 62.

 

© 2020 SCHUBI Lernmedien. Die bereitgestellten Texte und Kopiervorlagen stammen aus dem Praxisbuch 12098 Sprachförderung mit Bildergeschichten (4-6 Jahre)
Autorin: Elisabeth von Gamm.

  

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