Feedback ist ein fester Bestandteil des Schul- und Berufsalltags. Wird es einfühlsam und wertschätzend mitgeteilt, kann es sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre und das Miteinander auswirken und den Empfänger des Feedbacks voranbringen. Falsch kommuniziert kann Feedback jedoch auch verheerende Folgen haben – im schlimmsten Fall wird das Selbstwertgefühl des Empfängers geschwächt. Es macht daher Sinn, sich auch im Schulalltag ab und zu Zeit zu nehmen, den Lernenden ausführliches und wertschätzendes Feedback zu geben. Zusätzlich kann es jedoch auch von Bedeutung für die Lernenden sein, selbst zu lernen, wie man konstruktiv Feedback kommuniziert. So können eventuell auch schon Schulhofkonflikte gemildert werden und die Schülerinnen und Schüler arbeiten lange vor dem Berufsalltag an ihren Kommunikationsfähigkeiten.
Kersten Reich definiert Feedback in seinem Methodenpool als „offene Rückmeldung an eine Person oder eine Gruppe, wie ihr Verhalten von anderen wahrgenommen und gedeutet wird. Die regelmäßige Anwendung der Feedback-Technik schafft mehr Offenheit und Klarheit in Beziehungen und kann damit zu einer verbesserten Kommunikation im Lern- und Arbeitsalltag verhelfen“ (nachzulesen hier)

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Feedback im Unterricht üben
Eine Unterrichtseinheit zu konstruktivem Feedback macht ca. ab der 7. Klasse Sinn, wenn die Schüler und Schülerinnen bereits ein Gespür für Nuancen der Kommunikation entwickelt haben. Um das Ansprechen empfindlicher Themen vor versammelter Klasse zu vermeiden, kann das Feedback-Thema als Rollenspiel bearbeitet werden. Es bietet sich an, jeden Schüler eine Rolle aus einer Schüssel ziehen zu lassen. Die Rollen sind zum Beispiel „Ich bin etwas chaotisch und kann das Buch meiner Freundin nicht mehr finden“, „Ich verspäte mich oft und bin 20 Minuten zu spät zum Treffen mit einem Freund erschienen“ und ähnliche. Einige mögliche Rollen haben wir Ihnen hier zusammengestellt. Nun wird über das Thema Feedback gesprochen, wobei die Schülerinnen und Schüler das Thema bereits vor dem konkreten Hintergrund ihrer Rolle betrachten.
Zunächst werden die Lernenden gefragt, wie sie sich hilfreiches und wertschätzendes Feedback vorstellen. Dann werden die Regeln des konstruktiven Feedbacks an der Tafel herausgearbeitet:
- Feedback sollte beschreibend sein, nicht bewertend. Zum Beispiel ist die Aussage „Du hast jetzt mehrfach etwas von mir verlegt“ der Aussage „Du bist so schusselig“ vorzuziehen.
- Feedback sollte konkret formuliert sein, nicht allgemein – „Du konntest letzte Woche meinen Kuli, heute mein Buch nicht finden“ statt „du verlierst immer alles“.
- Es sollte immer von der eigenen Ansicht ausgegangen werden: „Ich finde es wichtig, achtsam mit Dingen umzugehen“ statt „Man schlurrt nicht so mit Sachen“.
- Das Feedback sollte angemessen und behutsam gegeben werden: „Ich finde, du solltest das überdenken“ statt „Krieg dein Leben mal auf die Reihe“.
Insgesamt ist es wichtig, sachlich zu bleiben und das Feedback mit positiver Absicht zu geben, statt nur den eigenen Frust/Zorn an der anderen Person auszulassen. So dient das Feedback einer Besserung des zwischenmenschlichen Miteinander und kann den Empfänger des Feedbacks unterstützen, an sich zu arbeiten. Wichtig ist daher auch, sich der Intention hinter dem Feedback bewusst zu sein. Es gelten natürlich auch hier die Grundregeln der Kommunikation – sich gegenseitig ausreden lassen und zuhören.
Nachdem die Grundregeln des konstruktiven Feedbacks erarbeitet wurden, können die Schülerinnen und Schüler sich selbst an der wertschätzenden Kommunikation von Kritikpunkten versuchen. Am besten eignet sich ein Stuhlkreis. Jeweils zwei Lernende stellen sich in die Mitte des Kreises. Der Empfänger des Feedbacks liest seine „Schwäche“ vor, woraufhin der/die Gesprächspartner/in sein/ihr Feedback kommuniziert. Die anderen Kinder der Klasse geben danach Rückmeldung, ob das Feedback konstruktiv war und was man hätte anders machen können.
Ein zweiter Punkt ist die Reaktion auf abwertendes oder aggressives Feedback. Zunächst bietet es sich an, die Lernenden selbst zu fragen, wie sie hiermit umgehen würden. Möglichkeiten des Umgangs mit solch einem „Angriff“ sind, sich Zeit für die Antwort zu nehmen („Ich brauche einen Moment, das zu verarbeiten“ oder eine Tätigkeit einschieben, zum Beispiel das Öffnen eines Fensters), den Konflikt zu benennen („Wir sprechen gerade nicht sachlich, lass uns das nochmal in Ruhe besprechen“), oder auch eine Drittperson als Vermittler hinzuzuziehen. Wichtig ist hierbei, eine Sieg-Niederlage-Situation zu vermeiden, in der eine Person scheinbar genau weiß, was richtig ist, während die andere Person das Feedback einstecken oder sich wehren muss. Die Kommunikation muss im Gegensatz dazu stets auf Augenhöhe stattfinden und die Wertschätzung darf nicht verlorengehen.
Die Kinder üben nun mit ihren zugeteilten Rollen nochmals diese Art des Feedbacks. Ein Lernender gibt ein destruktives, aggressives Feedback, woraufhin der andere Lernende versucht, die Situation zu entschärfen.
Der positive Einfluss von Feedback
Eine interessante Erkenntnis zum Zusammenhang zwischen positivem Feedback und Materialismus bei Teenagern lieferte eine Studie von Lan Nguyen Chaplin und Deborah Roedder John. Die Forscherinnen ließen Kinder und Jugendliche positive Bewertungen lesen, die andere über sie geschrieben hatten – hierzu zählten positive Eigenschaften wie „cool“, „nett“, „hübsch“ und so weiter. Je mehr positive Bewertungen die Kinder bekamen, desto geringer war ihr „Materialismuswert“ – sie hatten also ein geringeres Bedürfnis, das mangelnde Selbstwertgefühl durch den Kauf teurer Ware auszugleichen. Die Förderung einer regelmäßigen Kommunikation positiven Feedbacks könnte sich also zusätzlich auf die Wahrnehmung und Grüppchenbildung nach materialistischen Werten auswirken. Hierzu bedarf es weiterer Studien, eins ist aber ganz sicher: Regelmäßig positives Feedback zur eigenen Person zu erhalten stärkt das Selbstbewusstsein immens.
Ein wirkungsvoller Abschluss für diese Unterrichtseinheit ist daher, die Schülerinnen und Schüler zu je einem anderen Mitschüler ein positives Feedback aussprechen zu lassen, zu seiner eigenen Person, nicht zu der Rolle aus der vorherigen Aktivität.
Das Feedback-Sandwich
Die beschriebene Unterrichtseinheit bezieht sich auf Rückmeldungen zum Verhalten des Gegenübers. Eine andere Art des Feedbacks sind Rückmeldungen zu Leistungen, zum Beispiel nach der Präsentation/ nach einem Vortrag eines Schülers oder einer Schülerin. Es lohnt sich, auch diese Art des Feedbacks durchzusprechen und die entsprechende „Feedback-Kultur“ nach jeder Leistung vor der Klasse anzuwenden. Geeignet ist zum Beispiel die Sandwich-Methode. Es handelt sich um einen Kritikpunkt, der von Lob umrahmt wird. Das Lob sind die beiden Brotscheiben, während der Kritikpunkt den Belag des Sandwichs darstellt (positiv – negativ – positiv). Sind zum Beispiel die Folien einer PowerPoint-Präsentation zu vollgepackt, könnte ein Sandwich-Feedback folgendermaßen aussehen: „An deiner Präsentation hat mir sehr gut gefallen, dass alles gut erklärt war. Allerdings sollten die Folien etwas luftiger sein und weniger Text enthalten. Alles in allem war die Präsentation aber sehr gelungen, die Inhalte waren mündlich sehr gut vermittelt.“
Um welches Feedback es sich auch handeln mag, es ist das Wichtigste, dass stets ein respektvoller Umgang gewahrt und auch die Gefühle des Gegenübers respektiert werden. So können auch Konflikte unter den Schülerinnen und Schülern entschärft oder vermieden werden.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Weber, Hansueli (2012). Schülerinnen- und Schülerfeedback. „Instrumentenkoffer“. Fachhochschule Nordwestschweiz: Pädagogische Hochschule.