Die Pandemie hat die Welt fest im Griff, Deutschland befindet sich mitten im zweiten Lockdown. Im ersten wurden Themen wie Homeschooling und Videokonferenzen sehr plötzlich Realität. Alle haben Möglichkeiten gesucht, mit den Schülern und Schülerinnen in Kontakt zu bleiben und einen Schulalltag zu gestalten, wie wir ihn so noch nicht kannten.

Als Vorschullehrerin habe ich sehr spontan begonnen, Videos für die Kinder zu drehen, um ihnen die Schule nach Hause zu bringen (mehr dazu gibt es in diesem Blogbeitrag. Gleichzeitig wollte ich aber auch direkten Kontakt und Interaktion mit meiner Klasse haben und habe begonnen, Kommunikationsplattformen zu erkunden. Dies war in meinem Berufsleben das erste Mal notwendig. Auch mit meiner Schulleitung habe ich Vor- und Nachteile und vor allem den datenschutzrechtlichen Hintergrund beleuchtet.

 

Nach zwei Wochen Lockdown habe ich zunächst mit der Elternvertretung und ihren Kindern ein Programm ausprobiert und dann der gesamten Klasse freiwillige Treffen angeboten. Wie heißt es so schön? Learning by doing… Sehr schnell habe ich beim ersten Treffen gemerkt, dass es nicht funktioniert, wenn alle Mikrofone an sind, selbst wenn die Kinder alle brav leise sind.

Diese Grundregel dürfte mittlerweile beinahe allen Lehrkräften und Eltern bekannt sein, ebenso die weiteren technischen Funktionen, die sich doch bei allen Plattformen ziemlich ähneln. Im zweiten Lockdown sind die meisten „alte Hasen“.

Ich arbeite mit den jüngsten Schülerinnen und Schülern zusammen, sie sind in der Regel 5 oder 6 Jahre alt. Auch mit den Kleinen kann man tolle Videokonferenzen führen, was dabei zu beachten ist und wie man Spaß und Action reinbringt, habe ich im Laufe der vergangenen Monate gelernt.

Homeschooling: Die Eltern an Bord holen

Das wichtigste ist, dass uns bewusst ist, dass bei den Vorschulkindern die Eltern an Bord sein müssen. Auch wenn viele Menschen im Homeoffice sind und mittlerweile Erfahrungen mit Videokonferenzen haben, sollte man dies nicht voraussetzen.

In einem Elternbrief in der Vorplanung erläutere ich die technischen Voraussetzungen der Plattform, den Zugang (worüber läuft es: Handy, Laptop, Tablet; muss eine App runtergeladen werden oder reicht ein Link).

Auch die technischen Funktionen, wie die Bedienung des Mikros, erkläre ich am Anfang. Ich empfehle den Eltern, anfangs bei den Treffen dabei zu bleiben, mit den Kindern anzuschauen, wo das Mikro ist und wie man es an- und ausschaltet. Auch kleine Bilder oder eine Minipräsentation dazu sind sinnvoll. Für meine Vorschulklasse biete ich zwei Konferenzen in der Woche an. Es hat sich herauskristallisiert, dass kleinere Gruppen dabei besser funktionieren, deshalb biete ich pro Konferenztag zwei bis drei Sitzungen an.

Klare Strukturen auch in der Video-Schulstunde

Die Kleinen lernen wahnsinnig schnell. Die meisten meiner Vorschüler und Vorschülerinnen, die jetzt an den Konferenzen teilnehmen, können die Buttons mittlerweile selbst bedienen.

Für den Ablauf ist es wichtig, wie auch in der normalen Unterrichtsplanung, eine klare Struktur zu haben. Zeitlich sollte man für die Vorschulkinder nicht mehr als eine halbe Stunde einplanen. Länger können sie sich in der Regel nicht vor dem Bildschirm konzentrieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Mischung aus Sprechen und Bewegung oder anderen Aktionen am ansprechendsten für die Kleinen ist. Für mich stehen bei diesen digitalen Treffen der Kontakt untereinander und der Spaß im Vordergrund, die grundlegenden Unterrichtsinhalte gebe ich nach wie vor per Video weiter.

Anfangs sind die meisten der Vorschüler sehr schüchtern. Es ist total ungewohnt und für einige unheimlich, die anderen Kinder und die Lehrerin nur in einem kleinen Fenster zu sehen, nicht direkt interagieren und sich auch nicht einfach mal in den Arm nehmen zu können.

Hinzu kommen unter Umständen technische Probleme, man muss sich manchmal in Geduld üben, wenn die einen noch Zeit brauchen, sich einzuwählen oder bei anderen die Kamera noch nicht funktioniert.

Sehr hilfreich sind für die Kinder vertraute Abläufe und Klassenmaskottchen oder Kuscheltiere. So saß am Anfang unser Klassenbär Zottel vor der Kamera. Er war zunächst wahnsinnig schüchtern, hat sich erst einmal gar nicht vor den Bildschirm getraut, sich die Augen zu gehalten und auch gedacht, er könnte von Fenster zu Fenster zu den anderen Kindern springen. Mit der Zeit ist er immer mutiger geworden, geht manchmal sogar zu dicht vor den Bildschirm und macht Quatsch. Er weiß, wie man das Mikrofon bedient und freut sich riesig, die anderen Kinder zu sehen und auch ihre Kuscheltiere kennenzulernen.

Die erste digitale Schulstunde – am besten geht’s mit Kuscheltier

In der ersten Videokonferenz erkläre ich den Kindern auch noch einmal die Funktionen, jeder darf einmal sein Mikro an und ausmachen und schlage vor, dass die Kinder sich wie in der Schule melden, wenn sie etwas sagen möchten, da die Meldefunktion der Plattformen meist zu kompliziert für sie ist. Wenn bei einem Kind die Kamera an dem Tag nicht funktioniert, soll es einfach reinreden.

Da es vielen Kindern anfangs sehr schwer fällt, frei vor der Kamera und den Zuschauern zu reden, bin ich dazu übergegangen, mit unserem üblichen Morgenkreis zu beginnen. Wir sagen unseren Spruch, ein Kind darf den Wochentag sagen, ein anderes den „Wetterfrosch“ machen. Da dies vertraute Abläufe sind, trauen sich mit der Zeit immer mehr Kinder zu, dies zu übernehmen.

Für die allererste Stunde habe ich die Kinder (über die Eltern) gebeten, ihr Lieblingskuscheltier mitzubringen und ein Spiel ausgesucht, das die Kinder bereits kannten und bei dem nicht viel gesprochen werden muss.

Das Kuscheltier hat zum einen Halt gegeben, zum anderen einen guten Sprechanlass. So mochte ein Kind vielleicht nicht erzählen, was es in den letzten Tagen gemacht hat, aber wen es mitgebracht hat, meist gerne. Auch unser Klassenbär hat sich sichtlich über die ganzen Kuscheltiere gefreut 😉

Mit Tierkarten die Stimmung auflockern und Bewegung in den Online-Unterricht bringen: Wie bewegen sich die Tiere? Alle machen mit!
Abbildungen aus 14010 Vocabular Wortschatzbilder Tiere, Pflanzen, Natur, Illustratorin: Birgit Busche-Brand

 

Bewegung und Spaß per Video

Gespielt haben wir ein Bewegungsspiel mit Tierkarten. Ich habe eine Karte in die Kamera gehalten und die Kinder (und ich auch) haben uns wie dieses Tier bewegt. Sofort war die Stimmung gelöst und man hat die Kinder fröhlich durch die Zimmer hopsen oder kriechen sehen. Nach einigen Karten habe ich vorgeschlagen, dass ein anderes Kind meinen Job übernimmt und ein Tier vorschlägt… Das hat super geklappt, die meisten waren aufgetaut und hatten eigene Ideen…

Der Unterrichtsabschluss

Die Stunde beende ich dann meist wieder ruhig. Die Kinder können noch etwas erzählen, was sie möchten und Ideen für nächste Stunden einbringen (was nach meiner Erfahrung aber erst im Laufe der Zeit passiert). Ich gebe noch ein Rätsel in die Runde und erzähle, was in der nächsten Stunde geplant ist.

 

Mein Fazit

In den Videokonferenzen kann man viel Spaß mit der Klasse haben und jede Menge Themen einbauen. Wir basteln, machen Sport, Tanzen, verkleiden uns, spielen Spiele… Wichtig ist, dass man die Stunden nicht überfrachtet, sich ein Hauptthema aussucht und – so meine Erfahrung – Themen mit großen Sprechanteilen nicht an den Anfang legt. Bisher gab es in meiner Klasse jedes Mal ein bis zwei Kinder, denen diese Art von Kontakt zu fremd und unvertraut ist, die dann wieder abspringen. Aber der größte Teil wächst auch hier hinein und wird mit jedem Treffen entspannter und bringt sich selbst immer mehr ein.

Die wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche Video-Schulstunde in der Vorschule sind hier zusammengefasst.

 

Über die Autorin:

Daniela Schünemann ist Vorschullehrerin an der Schule Zollenspieker in Kirchwerder. Während den Schulschließungen im vergangenen Frühjahr hat sie sich für ihre Klasse ein digitales Unterrichtskonzept, die „Bärenschule“, einfallen lassen und darüber auf dem SCHUBI-Blog berichtet. Mittlerweile hält sie zusätzlich regelmäßige Onlinestunden für ihr Vorschulklasse.

  

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