Max Sonnenschein ist Lehrer an der Gemeinschaftsschule Rheintal der Gemeinden Küssaberg und Hohentengen am Hochrhein und hat gemeinsam mit seiner 2. Klasse ein Insektenhotel für den Schulgarten im Rahmen einer Projekt-AG gebaut. Alles zum Projektablauf sowie einige Tipps für die Umsetzung beschreibt er in seinem Erfahrungsbericht.

Haben Sie selbst ein Insektenhotel gebaut? Schicken Sie uns gerne ein Foto davon an blog@schubi.com und wir veröffentlichen es auf unserem Blog.

Nachfrage und Angebot – Eine Idee entsteht

Bereits in meiner ersten Klasse war der Themenbereich „die Biene“ behandelt worden, was bei den Schülerinnen und Schülern auf große Begeisterung gestoßen war. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten wir zum Zeitpunkt der Thematisierung von Bienen und deren Habitat leider nicht die Möglichkeit, einen Lehrbienenstand zu besuchen und die Bienen „live“ zu erleben. Im Rahmen einer Projekt-AG bot sich mir als Klassenlehrer der dann zweiten Klasse die Gelegenheit, die rege Begeisterung für das Thema im folgenden Schuljahr nochmals aufzunehmen. Für einen neuen Blickwinkel auf die Thematik und im Charakter der Projektarbeit der AG entschied ich mich für diesen praktischen Ansatz zum Thema „Biene“. Die 12 Schülerinnen und Schüler meiner zweiten Klassenstufe und ich machten uns ans Werk, ein schuleigenes Insektenhotel zu planen, zu besprechen und letztlich gemeinsam zu bauen.

 

Von der Idee zum Projektziel

Die Themeneinheit begann damit, dass wir zusammen das Bilderbuch „Wo sind all die Bienen hin?“ von Julia Saal und Lena Steinfeld durchlasen. Das Buch thematisiert, wie die Lebensgrundlagen der Biene in Deutschland und Europa zunehmend genommen werden und warum. Daraufhin stellten wir uns der Frage „Wie können wir den Bienen helfen?“.  Das Ziel war es, den Bienen ein Umfeld zu schaffen, mit dem es ihnen bei „uns hier“ besser gehen könnte. Nach einigen Impulsen und einer gemeinsamen Ideensammlung fassten wir den Entschluss, ein Insektenhotel zu bauen.

 

Vom Projektziel „Insektenhotel“ in die Planung

Nachdem wir unser Ziel für das Projekt festgelegt hatten, ging es an die gemeinsame Planungsphase. Wir stellten uns die Frage: Wie kann oder soll so ein Insektenhotel aussehen? Bei der inhaltlichen Recherche im örtlichen Baumarkt und im Internet zu den natürlichen Habitat-Bedingungen und Materialien hatte ich mir als Lehrkraft einen Überblick über die Möglichkeiten verschafft und diskutierte die verschiedenen Optionen mit der AG. Wir entwarfen einen groben Plan, wie das Insektenhotel aussehen soll und welche Materialien wir toll fanden. Die Anleitung des NABU war dabei insgesamt sehr hilfreich und empfehlenswert. 

Die Bauphase unserer „Insekten-Wohlfühloase“

Die „Wände“ für unser Hotel wollten wir möglichst nachhaltig wählen und nutzen eine EPAL-Europalette, die in der Schule von einer Papierlieferung übriggeblieben war. So konnte auch die „Up-Cycle“-Idee im Projekt noch mit eingebracht werden: aus alt mach neu, bzw. in unserem Fall: aus scheinbarem Abfall mach ein Insektenhotel. Die Europalette musste zugeschnitten werden. Dabei, aber auch beim Sammeln von Holzspenden und Bohren von Löchern, erhielten wir Werkzeug und tatkräftige Unterstützung vom Hausmeister der Schule. Da das Innenleben unseres Hotels hauptsächlich aus Laubholz und Bambus bestehen sollte, erhielten wir zudem noch einige Holzspenden von den Eltern der Schülerinnen und Schülern sowie Bambusstäbe aus dem Restebestand einer Kollegin.

Parallel zum Bau informierten wir uns weiter mit themengerechten Arbeitsaufträgen zu den folgenden Fragen: Wo stellt man das Insektenhotel am besten auf? Wo darf man es aufstellen? Wie kann man das Insektenhotel wetterfest machen? Was muss als Vorbereitung alles in einer Skizze für den Korpus enthalten sein? Was ist beim Bauen bzw. Werkeln zu beachten? So fand ein dynamischer Wechsel zwischen Inhalten, Vorbereitungen und Praxis statt.

Die Bambusstangen wurden in der Projekt-AG zurechtgeschnitten. Dabei muss besonders auf saubere Schnitte und glatte Kanten geachtet werden, damit sich die Bienen nicht verletzen und das Hotel als Unterschlupf annehmen.

Besonders beim Bohren der verschieden großen Löcher mit den Handbohrern war es wichtig, Regeln zu vermitteln und aufzustellen. Auf deren Grundlage erteilte ich eine Sicherheitseinweisung an die Gruppe. Ständiges Tragen einer Schutzbrille war ebenso Pflicht wie die ständige Aufsicht durch mich als Lehrer.

Konzentriert haben die Kinder mit dem Handbohrer feine Löcher in die Bambusstäbe gebohrt. Eine Seite muss am Ende mit Watte ausgestopft werden, damit sich Bienen einnisten.

Die Regeln für die Verwendung des Handbohrers:

  1. Mindestens zwei Schulkinder pro Handbohrer.
  2. Der Bohraufsatz muss fest und mittig eingespannt sein.
  3. Es braucht eine stabile und fixierte Unterlage.
  4. Das Holzstück muss mit einer Zwinge gegen Wegdrehen fixiert werden.
  5. Bevor gebohrt werden darf, wird vom Lehrer kontrolliert, ob die Bohraufsätze richtig eingespannt sind und ob das Holz gut fixiert ist.
  6. Holzspäne erst entfernen, wenn die Bohrmaschine aus ist und der Bohrer sich nicht mehr dreht.

Die Klasse und ich bohrten wie die Weltmeister Löcher in die Holzspenden und schnitten Bambus auf die notwendige Länge zu und das Innenleben des Insektenhotels nahm mehr und mehr Gestalt an. Besonders Bambus gilt als sehr schnell nachwachsender, nachhaltiger Rohstoff. Parallel zur Vorbereitung der Füllung unseres Insektenhotels erhielt unser Europaletten-Korpus ein Dach, eine Rückwand und entsprechend viele Zwischenebenen aus zugeschnittenen Holzlatten. Da natürlich nicht alle Kinder gleichzeitig bohren konnten, bereitete ich für die AG jeweils eigene Arbeitsaufträge vor, die parallel bearbeitet werden konnten. Die Arbeitsaufträge umfassten vor allem die Vorbereitungen der Füllmaterialien, Bohrübungen mit verschiedenen Bohraufsätzen in Teams und unter Aufsicht, das Reinigen und Aufbereiten der Holzspenden, das Zuschneiden der dünnen Bambusstäbe sowie das Lesen weiterer kindgerechte Bücher zum Thema „Biene“. In jedem Arbeitsschritt standen der Spaß und die Begeisterung den Kindern sichtlich ins Gesicht geschrieben.

Damit keine unschönen Löcher zwischen den verschiedenen Materialien zurückblieben, stopften wir diese mit gesammelten Tannenzapfen aus. Nach diesem letzten Feinschliff der Füllmaterialien als Innenausstattung unseres Hotels, deckten wir noch das Dach aus Holzlatten mit Dachpappe aus dem Baumarkt ab, damit das Holz bei wechselnder Witterung im Freien  nicht verfault. Nach insgesamt sieben AG-Nachmittagen Bauzeit konnten wir den Korpus an seinen – mit der Schulleitung und dem Hausmeister – abgestimmten Standort bringen.

Insektenhotel

Das Insektenhotel wartet auf die ersten summenden Besucher.

 

Mein Fazit

Ich sehr froh, dass ich dieses Projekt mit der AG aus meiner Klasse umgesetzt habe und würde es jederzeit wieder machen. Allerdings habe ich aus der Praxis auch einige Erfahrungen gezogen, die ich beim nächsten Mal vielleicht anders machen würde. Besonders für die Vorbereitung würde ich mir mehr Zeit nehmen. Durch die gemeinsame Erarbeitung mit den Schülerinnen und Schülern ergaben sich für mich parallel zu den normalen AG-Treffen noch zusätzliche Aufgaben, die ich in der Schule erledigen und für die Stunden vorbereiten musste, z.B. neue und größere Bohrunterlagen herstellen, da die ersten nicht groß genug waren.

 

Tipps für die Praxis:

  • Eine optimierte Zeitplanung und Vorbereitung ersparen viel doppelte Arbeit und zusätzliche Stunden mit Werkeln.
  • Abklären mit dem Hausmeister und Werklehrkraft, wie gut die Schule mit Werkzeug ausgestattet ist: ausreichend Bohrer, Werkbänke, Unterlagen, Zwingen, Sägen, Akkuschrauber und Schrauben.
  • Die Unterlagen für die Bohrvorgänge sollten schnell in der Größe verstellbar sein, da das Holz nicht genormt ist.
  • Wenn sich die Möglichkeit zum Zusägen in der Schule nicht bietet, so dient eine genaue vorherige Skizze sehr gut dazu, die Latten im Baumarkt passgenau zuschneiden zu lassen.
  • Die Gruppengröße von 12 Kindern war für mich als einzige Aufsichtsperson und Lehrer genau richtig und noch gut zu überblicken, da die direkte Beaufsichtigung der handwerklichen Schritte doch viel Aufmerksamkeit erforderte. Wenn ich das Projekt das nächste Mal vielleicht mit der gesamten Klasse mache, würde ich aktiv Eltern um Unterstützung bitten, damit mehr Aufsichtspersonen vor Ort sind.
  • Bücherempfehlungen, die das Thema „Biene“ kindgerecht vermitteln

„Bienen“ von Piotr Socha und Thomas Weiler

„Schau, was machen die Bienen?“ von Katarzyna Bajerowicz

„Das Buch der Bienen“ von Charlotte Milner

„Die Umweltkonferenz der Tiere“ von Anita van Saan und Dorothea Tust

„Wo sind all die Bienen hin?“ von Julia Saal und Lena Steinfeld

 

Max Sonnenschein
Gemeinschaftsschule Rheintal

www.gemeinschaftsschule-rheintal.de

  

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