Daniela Schünemann ist Vorschullehrerin an der Schule Zollenspieker in Kirchwerder. Immer wieder berichtet Sie von Ihren Erfahrungen für den SCHUBI-Blog, nimmt uns mit in ihren Unterricht und gibt uns Einblicke in ihre Stundenkonzepte. Dieses Mal gibt sie uns zahlreiche Tipps und Ideen für die Unterrichtsgestaltung zum Thema „Formen“ in der Vorschule.

Frühe mathematische Bildung ist die Basis für die Entwicklung mathematischer Kompetenzen. Wichtig ist es, die natürliche Neugier und den Lerneifer der Kinder zu unterstützen und zu fördern. In der Vorschule setzen die Kinder sich in verschiedenen Bereichen spielerisch mit mathematischen Phänomenen auseinander und begegnen der formalen Mathematik – der Abstraktion der Alltagserfahrungen und ihrer symbolischen Darstellung.
Ein wichtiger Punkt für ein gutes mathematisches Grundverständnis ist das Verständnis für geometrische Formen, Muster und Strukturen. Mit der Welt der Formen setzen wir uns in der Vorschule am Anfang des Schuljahres ganz ausführlich auseinander.
Unser Formenprojekt
In einen kleinen Beutel habe ich Bausteine und andere Spielzeuge in verschiedenen Formen gepackt. Ich lasse die Kinder die Gegenstände ertasten und herausziehen. Wir überlegen, was die einzelnen Gegenstände unterscheidet. Schnell erfassen die Kinder neben den unterschiedlichen Farben und Größen die verschiedenen Formen. Ich bitte sie, die Spielzeuge nach der Form zu sortieren. Viele Kinder kennen bereits die Bezeichnungen Viereck, Kreis und Dreieck.
Im nächsten Schritt ordnen die Kinder die Gegenstände passenden Pappformen (Kreis, Dreieck, Rechteck) zu. Drei Kinder halten die Pappformen. Die anderen Kinder legen die Spielzeuge zu dem Kind mit der jeweiligen Form.
Am Ende dieser Stunde freuen sich die Kinder über ein kleines Bewegungsangebot. Ich verteile die Pappformen im Klassenraum und die Kinder dürfen in verschiedenen Bewegungsarten die ausgerufenen Formen suchen. So hüpfen Kängurus zum Viereck, zum Kreis galoppieren Pferde oder aber Spinnen krabbeln zum Dreieck.
In der Spielezeit finden die Kinder begeistert weitere Formen in der Bauecke und sortieren diese.

Wer findet den Schatz? Eine tolle Spielidee zur Förderung der visuellen Wahrnehmung.
Freiarbeit
In den nächsten Tagen setzen die Vorschüler und Vorschülerinnen sich in der freien Arbeitszeit intensiv mit der Welt der Formen auseinander. Sie legen Figuren, zeichnen mit Schablonen eigene Formenbilder, tüfteln über ihren Tangram-Aufgaben, hämmern, kneten, formen mit Draht Vierecke, Sterne oder Herzen. Viel Spass machen auch Spiele, die zusätzlich die Raum-Lage-Beziehung fördern.
Anhand abwechslungsreicher Spiele und Aufgaben entdecken die Kinder die die verschiedenen Formen.
Sportunterricht
Im Sportunterricht wiederholen wir mit Musik das Spiel mit den Formen. Die Kinder bewegen sich zu Musik durch den Raum und müssen bei Musik-Stopp zur ausgerufenen Form laufen.
Sie legen mit Seilen erst die geforderten, später dann eigene Formen. Außerdem spielen wir ein Bewegungs-Memo-Spiel. Die Kinder werden in 4 Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält einen Stapel mit Formenkarten – diese sind nach Farben sortiert. So gibt es eine blaue, eine gelbe, eine grüne und eine rote Gruppe. Nach einem Startzeichen läuft jeweils ein Kind aus einer Gruppe über einen kleinen Parcour (umgedrehte Bank zum Balancieren, Hütchen zum Slalomlaufen) und sucht das Gegenstück zu der Karte, die auf dem Stapel bei der Gruppe oben liegt. Es muss die passende Form in seiner Farbe finden und diese zur Gruppe bringen. Wenn das nächste Kind abgeklatscht ist, darf es loslaufen …
Die Kinder sind mit viel Spass und Feuereifer dabei.
Arbeiten in einer Mappe
In den nächsten Tagen lernen die Vorschulkinder auch die Arbeit in einer Mappe kennen. Pro Tag bearbeiten sie die Seiten zu jeweils einer Form. Hier lernen sie zum einen den abstrakten Umgang mit den Formen und zum anderen strategisches Arbeiten. Sie lernen, sich mehrere Arbeitsaufträge zu merken (z.B. Ausmalen in einer bestimmten Farbe, Nachspuren, eigenes Zeichen der Formen) und strategisches Arbeiten (von oben nach unten, nur mit bestimmten Stiften, jeweils die richtige Seite wieder finden). Da sich die Art der Aufgaben bei den verschiedenen Formen in dieser Mappe gleichen, fällt es den Kindern leicht, sich dies zu erarbeiten. Sie können selbst die Arbeitsaufträge erklären und erleben sich in der Ausübung als erfolgreich. „Nebenbei“ wird die Kenntnis der geometrischen Formen verinnerlicht, selbst das Quadrat wird schnell in den Wortschatz aufgenommen und zuverlässig erkannt.
Legespiele wie das Nikitin-Spiel N8 Logische Reihen oder das Ringe und Stäbchen-Spiel Reihen trainieren das Zuordnen von Formen und Farben und können toll selbstständig bearbeitet werden.
Kunstwerke mit Formen gestalten
Mit geometrischen Formen kann man großartige Kunstwerke erschaffen. Im Kreis probieren wir gemeinsam aus, welche Bilder aus einzelnen Formen entstehen können. Die Kinder sind sehr kreativ, es entstehen Schaufelbagger, Dinos, Hunde und Prinzessinnen und ganze Städte. Danach dürfen die Kinder sich allein ausprobieren und ihre eigenen Kunstwerke kreieren.
In den darauffolgenden Kunststunden erfahren die Kinder, dass auch schon große Künstler vergangener Epochen Kunst aus Formen gemacht haben. Wir schauen uns Bilder von Kandinsky an und interpretieren diese im Kreis. Dann werden die Kinder selbst tätig und gemeinsam malen wir nach Kandinskys „Farbstudie – Quadrate und konzentrische Ringe“.
Abschlusskreis
Auch im Abschlusskreis gibt es während unseres Projektes Formenspiele. Wir spielen nicht Obst- sondern „Formensalat“ und „Mein rechter, rechter Platz ist frei“. Beim Formensalat bekommt jedes Kind eine Formenkarte zugeteilt, von jeder Form gibt es mindestens zwei Exemplare. Wenn ich rufe: „Grünes Dreieck“ müssen die grünen Dreiecke die Plätze tauschen. Viel Trubel gibt es, wenn ich „Formensalat“ ansage und alle die Plätze tauschen.
Beim Spiel „mein rechter Platz“ ist frei ist es wichtig, dass jede Form pro Farbe nur einmal vorkommt.
Schnell haben die Kinder die Spielregeln verstanden und können selbst die Spiele anleiten.
Fazit zum Themenschwerpunkt „Formen“
Nach ungefähr 2 Schulwochen intensiver Beschäftigung sind die Kinder nun richtige Formenprofis und bereit für das nächste Thema. Die Spiele werden sie aber weiterhin begleiten, auch im Alltag oder auf Spaziergängen beobachten wir immer wieder die Formen, die uns begegnen, zum Beispiel an Straßenschildern oder Markierungen, Autos, Fahrrädern oder Geräten auf dem Spielplatz. Die Kinder lieben es, selbst als Forscher und Forscherinnen tätig zu sein.
Während der Formen-Themenwoche haben die Vorschulkinder zahlreiche tolle Kunstwerke gezaubert. Klicken Sie sich durch die farbenfrohe Auswahl:
Planen Sie auch eine Themenwoche zu den Formen? Schicken Sie uns gerne ein Foto von den Kunstwerken Ihrer Klasse an blog@schubi.com oder via Instagram an @schubi.lernmedien