Unsere Schullandschaft hat sich im letzten Jahrzehnt sehr gewandelt: Viele Kinder und Jugendliche kommen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in der Schweiz und in unserem Schulsystem an. So vielfältig die Nationalitäten und Herkunftssprachen der Kinder und Jugendlichen sind, so vielfältig erweisen sich auch ihre Vorkenntnisse und schulischen Erfahrungen. Zudem stehen wir vor dem Problem, dass viele Kinder, die hier geboren wurden, nur über periphere Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen oder kaum grammatikalische Strukturen anwenden können.

DaZ-Kiste

Sprache als Schlüssel zur Integration

Sprache ist aber der Schlüssel zur Integration und der erfolgreichen Teilhabe in unserer Gesellschaft. Die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen ist daher zentrale Aufgabe der Lehrenden und stellt sie vor die Herausforderung, diese Schülerinnen und Schüler gemeinsam zu unterrichten und entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern. Dieses Ziel wird durch eine durchgängige Sprachförderung erreicht, die sich an der Lebenswelt der Kinder orientiert und sie ganzheitlich fördert. Dafür ist ein strukturierter und kompetenzorientierter Unterricht notwendig, der Lernschritte sichtbar macht und den Schülern und Schülerinnen (SuS) Lernerfolge ermöglicht. So können die SuS mit Freude und Ausdauer lernen und einen guten Einstieg ins deutsche Schulsystem erhalten.

DaZ-Kiste Einzelteile

Die DaZ-Kiste bietet Ihnen zahlreiche Materialien, didaktische Erläuterungen sowie konkrete Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung.

 

Ein tolles und umfangreiches Materialpaket stellt die DaZ-Kiste von SCHUBI dar. Alle hier angeführten Tipps und Materialien stammen aus dem umfangreichen Paket für Aufnahmeklassen und Anfangsunterricht in der Schweiz. In Deutschland kann analog das Materialpaket «Sprachziel Deutsch» verwendet werden.

DaZ-Kiste Einzelteile

Die hochwertigen Wort- und Bildkarten ermöglichen einen offenen und flexiblen Unterricht.

 

DaZ-Unterricht: Allgemeine Hinweise und Tipps

Für SuS, die neu in unsere Lebenswelt kommen, ist die Lehrperson häufig die erste Bezugsperson ausserhalb der Familie und hat eine grosse Vorbildfunktion. Deshalb muss sich die Lehrperson ihrer Handlungen und Wirkung bewusst sein und sollte offen und mit Einfühlungsvermögen auf die SuS zugehen.

Vorbildfunktion

Die Lehrpersonen müssen sich auch ihrer Bedeutung als Sprachvorbild bewusst sein. Sie sollten auf die richtige Lautstärke und auf das richtige Sprechtempo achten, sodass die Lernenden folgen können. Wichtig sind eine präzise Artikulation und Akzentuierung der Sätze, die die Gehörschulung unterstützen. Eine ausdrucksvolle Sprache ist ebenso wichtig wie das Sprechen in vollständigen und grammatisch richtigen Sätzen, damit sich Satzstrukturen schon von Beginn an festigen.

Es erfordert viel Geduld und Ausdauer, wenn die SuS die Lehrperson anfänglich nicht verstehen. Sollten Verständigungsprobleme auftreten, wiederholt man das Gesagte oder unterstreicht es mit der entsprechenden Gestik. Alternative Wörter sollten nicht angeboten werden, da es zu Verwirrungen kommen kann. Auf keinen Fall sollte man lauter werden oder in unvollständigen Sätzen mit den SuS reden.

Bild- und Wortkarten

Die grossen Wort- , ABC- und Farbkarten können u.a. beim Lauttraining, der Einführung des Alphabets aber auch zur Demonstration von Satzstrukturen eingesetzt werden.

 

Rituale und Gesprächsanlässe

Wiederkehrende Rituale und Gesprächsrunden geben den SuS Sicherheit und strukturieren den Unterricht. Zudem werden so das freie Erzählen und der Einsatz verschiedener Zeitformen in sinnvollen Zusammenhängen geübt. Mit der Zeit trauen sich in der Regel alle Kinder zu sprechen.

Bei schwächeren oder schüchternen SuS erfordert es viel Geduld. Hier hat es sich als hilfreich erwiesen, einfache Fragen zu stellen, die die SuS beantworten können. Das schafft Erfolgserlebnisse, die insbesondere am Anfang wichtig sind.

Einfache hilfreiche Rituale und Gesprächsanlässe im Schulalltag sind beispielsweise:

  • Datum und Tag nennen und ggf. anschreiben lassen;
  • das aktuelle Wetter besprechen;
  • Geburtstage und Feiertage feiern;
  • Geburtstagsrituale wie zum Beispiel ein Lied mit der Klasse singen;
  • vom Wochenende erzählen, Pläne fürs Wochenende besprechen, „Best of“ der Woche küren;
  • die Lebenswelt der SuS thematisieren: Wie feierst du zu Hause Geburtstag? Welche Feiertage feierst du? Wie feiert ihr die Feiertage?
Bild- und Wortkarten

Die eindeutigen Bildkarten zu Nomen, Personalpronomen, Verben, Adjektiven und Präpositionen unterstützen beim Aufbau des Grundwortschatzes und bieten vielfältige Anlässe für Sprech- und Hörsituationen

 

Grammatikalische und phonetische Besonderheiten anderer Sprachen

Jede Sprache hat eine eigene grammatikalische und phonetische Struktur. SuS, die unsere Sprache neu lernen, übertragen die Muster ihrer Sprache auf die neue Sprache. Wenn einige Besonderheiten der verschiedenen Sprachen berücksichtigt werden, fällt es zum einem leichter die Fehler der SuS zu verstehen und zum anderen kann man besser Lerninhalte vermitteln.

Zwei Beispiele:

Albanisch

Das albanische Alphabet wird heute in lateinischer Schrift geschrieben. Es hat allerdings 36 Buchstaben. Viele Buchstaben haben eine andere Lautierung als im Deutschen, z. B. wird c wie z in Zunge gesprochen. Das z wird dagegen wie s in Rose lautiert.

Türkisch

In der türkischen Sprache werden viele syntaktische Formen durch das Anhängen von Endungen an Wortstämme angezeigt.

Zum Beispiel:

  • ev Haus
  • evde zu Hause, im Haus
  • Evdeler. Sie sind zu Hause.
  • evinizde in Ihrem/eurem Haus
  • Evinizdeyiz. Wir sind in Ihrem/eurem Haus.

Die türkische Sprache kennt auch keine Artikel und kein grammatisches Geschlecht. Einen weiteren Unterschied zum Deutschen bildet das Verb „haben“. Das Türkische kennt das Verb „haben“ nicht. „Ich habe ein Buch.“ heisst auf Türkisch „Benim kitapim var.“ (Es gibt mein Buch.). Den Satz „Ich habe Kopfschmerzen.“ würde ein Türke mit „Kafam ağriyor.“ (Mein Kopf schmerzt.) ausdrücken.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass das Erlernen der deutschen Sprache für die SuS eine grosse Herausforderung bedeutet und dass viele Fehler auch durch erlernte Sprachmuster aus der Muttersprache entstehen.

Tipp!

Eine Übersicht über verschiedene Sprachen gibt es als kostenlosen Download.

Zahlreiche weitere Hinweise und konkrete Vorschläge zum DaZ-Unterricht – insbesondere auch zu den Themen «Hören und Sprechen» und «Schreiben und Lesen»  – werden im Einleitungsteil des Unterrichtsordners der DaZ-Kiste beschrieben.

Bild- und Wortkarten

Je Wortfeld enthält der Materialordner Arbeitsblätter in 10 Niveaustufen für einen differenzierten Unterricht in sehr heterogenen Klassen.

 

DaZ-Unterricht: Die ersten Stunden – Anregungen zum Ablauf

In den ersten Stunden geht es vorrangig darum, die SuS kennenzulernen, ihre Lernausgangslage zu ermitteln, Vertrauen aufzubauen und Hemmungen abzubauen.

Tipps aus der Praxis:

Götti-/Gottesystem
Patenschaften erleichtern nicht nur Erstklässlern den Einstieg in das Schulleben, sondern vereinfachen auch neuen SuS die Integration. Am hilfreichsten ist es, einen Götti oder einen Gotte für die neuen SuS in den Stammklassen zu finden, die den SuS in der ersten Zeit besonders zur Seite stehen.

Die Lernumgebung erkunden
Damit die SuS eine erste Orientierung erhalten, sollte die Lehrperson zusammen mit den SuS das Schulhaus, die jeweiligen Fachräume, den Pausenhof und die sanitären Einrichtungen anschauen.

Erste Unterrichtsthemen und -inhalte
Als Einstieg eignen sich kleine Vorstellungsrunden. Die meisten SuS kennen die Fragen nach ihrem Namen und ihrem Alter und können so direkt erste positive Ergebnisse erhalten. Hierbei sollte die Lehrperson direkt auf das Einüben von Chunks und vollständigen Satzstrukturen achten. Zudem bekommt die Lehrperson einen ersten Einblick über mögliche Vorkenntnisse der SuS. Das gemeinsame Lernen allgemeiner Schulregeln, wie z. B. Jacke aufhängen oder Stuhl hochstellen, hilft den SuS, erste positive Kontakte herzustellen und verhindert Schwierigkeiten im Schulalltag. Die SuS fühlen sich so schnell sicherer und haben bereits Erfolgserlebnisse.

Als Unterrichtsthemen für den Einstieg bieten sich die Wortfelder Obst, Gemüse, Schulsachen und Kleidung an. Sie haben einen direkten Bezug zur Lebenswirklichkeit und eignen sich gut, um erste Satzstrukturen aufzubauen und Wortarten verknüpft einzuführen (siehe Bildkarten Nomen).

Die Lernausgangslage ermitteln
Eine bestmögliche Förderung des Schülers, der Schülerin unter Einbeziehung seiner, ihrer Kompetenzen ist das vorrangige Ziel. So kann die Lehrperson kompetenzorientiertes, individualisiertes Lernen ermöglichen und den Lernfortschritt des Schülers, der Schülerin verdeutlichen. Dafür ist es notwendig, die Lernausgangslage der SuS zu ermitteln.
Einige Fakten lassen sich oft bereits bei den Einschulungsgesprächen feststellen, andere in den ersten Schulbesuchswochen.

  • Welche sprachlichen Fähigkeiten bringt der Schüler, die Schülerin mit?
  • Welche schulischen Vorerfahrungen hat er oder sie gemacht?
  • Welche Sprachen beherrscht er oder sie ganz oder teilweise?
  • In welcher Sprache und in welchem Schriftsystem ist er alphabetisiert?
  • Wie gestaltet sich die wohnliche Situation?
  • Lebt der Schüler, die Schülerin mit der kompletten Familie in der Schweiz?
  • Ist das Kind gesund oder gibt es bekannte, von Ärzten festgestellte Einschränkungen?

Die Lehrpersonen können nicht von Beginn an alle Fragen klären, ein Gesamtbild lässt sich erst mit der Zeit vollständig erschliessen. Eine durchgehende Dokumentation, auf die alle beteiligten Lehrpersonen zugreifen können, schafft Transparenz und erleichtert die Zusammenarbeit. Eine Vorlage zur Dokumentation können Sie hier herunterladen.

Material auswählen
Ist die Lernausgangslage des Schülers oder der Schülerin diagnostiziert, kann die Lehrperson Material individuell für ihn oder sie zusammenstellen. Im Folgenden werden drei SuS auf unterschiedlichen Niveaus charakterisiert und entsprechend mit Material ausgestattet (im nachfolgenden Beispiel mit Arbeitsblättern aus der DaZ-Kiste von SCHUBI). Die Arbeitsblätter zum Thema Obst können Sie sich nachfolgend herunterladen:

Schüler A:
Er kennt erste Laute und lernt die Buchstaben.
Er arbeitet mit einem Schreiblehrgang (z.B. Schreiblehrgang Deutschschweizer Basisschrift) und bearbeitet die Arbeitsblätter 1) Anlaute und 2) Wort-Bild-Schreiben.

Schülerin B:
Sie kennt die meisten Laute, kann die Buchstaben schreiben und erste kurze Wörter erlesen. Sie arbeitet mit einem Schreiblehrgang und bearbeitet die Arbeitsblätter 1) Anlaute, 2) Wort-Bild-Schreiben und 3) Wort-Bild-Zuordnen.

Schüler C:
Er kennt alle Laute, kann lautgetreu schreiben, erste Wörter und einfache Sätze lesen.
Er vertieft seine Schreibkompetenzen mit dem Arbeitsblatt 8) Satz- Bild-Zuordnen und bearbeitet die Arbeitsblätter 4) Bild-Schreiben, 5) Sätze mit Adjektiven und 7) Wörtersuchsel.

Arbeitsblätter in unterschiedlichen Niveaustufen zum Thema Obst herunterladen:

Arbeitsblatt 1 «Anlaute»

Arbeitsblatt 2 «Wort-Bild-Schreiben»

Arbeitsblatt 3 «Wort-Bild-Zuordnen»

Arbeitsblatt 4 «Bild-Schreiben»

Arbeitsblatt 5 «Sätze mit Adjektiven»

Arbeitsblatt 7 «Wörtersuchsel»

Arbeitsblatt 8 «Satz-Bild-Zuordnen»

Die Aufgabenstellungen werden schrittweise entsprechend der erweiterten Kompetenzen angepasst. Dabei können komplexere Aufgabenstellungen mit einem bereits bekannten Wortschatz zunehmend selbständig bearbeitet werden. Es kann natürlich passieren, dass sich ein Schüler oder eine Schülerin mit schwierigen, komplexeren Aufgaben überfordert fühlt. Dann kann die Lehrperson auch die Arbeitsblätter tauschen und der Schüler oder die Schülerin arbeitet mit leichteren Aufgaben weiter, bis er sich wieder sicherer fühlt. Aber trotzdem müssen Herausforderungen auch sein.

Tipp!

In gemischten Gruppen motiviert es viele SuS, wenn sie schwierigere Aufgaben bei ihren Mitschülern wahrnehmen. Oft kann man demzufolge den Ausruf: «Das will ich auch machen!» hören.

In der DaZ-Kiste stehen ausserdem je Wortfeld (z.B. Obst, Schule, Elektrik, Kleidung…) noch Arbeitsblätter zu folgenden sprachlichen Schwerpunkten zur Verfügung:

  • Arbeitsblatt 6 «Wortsuchsel»
  • Arbeitsblatt 9 «Schüttelsätze»
  • Arbeitsblatt 10 «Lesetexte»
  • Arbeitsblatt 11 «Wortarten und Zeitformen»
  • Ergänzende Kopiervorlagen mit Lesebuch-Vorlage, Liedtexte und Spielen

Werfen Sie einen Blick in den umfangreichen Materialordner:

Video Materialordner 

Bild- und Wortkarten

Insgesamt beinhaltet die DaZ-Kiste folgende Bestandteile:

  • 196 farbigen Bildkarten A5 zu Nomen (14 Wortfelder), Personalpronomen, Verben, Adjektiven und Präpositionen plus Register
  • 150 farbigen ABC- und Wortkarten A5
  • 1 Unterrichts-Ordner, 320 Seiten A4, mit didaktischen Erläuterungen, Arbeits- und Lösungsblättern sowie Kopiervorlagen
  • 1 Audio-CD mit 7 Liedern plus Halbplaybacks zum Mitsingen sowie Sprachaufnahmen des Wortschatzes zum Nachsprechen und zur Übung des Hörverstehens
  • 1 CD mit allen Arbeitsblättern und Kopiervorlagen als PDF

Das Materialpaket eröffnet Lernenden mit keinen oder nicht gesicherten Deutschkenntnissen systematisch Zugänge zur mündlichen wie zur schriftlichen Kommunikation und führt sie schrittweise zum erfolgreichen Spracherwerb.

Unterstützt beim Lehrplan21-Kompetenzaufbau besonders beim Hören (D.1) und Lesen (D.2), aber auch bei Sprechen (D.3), Schreiben (D.4) und Sprachstrukturen (D.5)!

Ein reiches Angebot hochwertiger Bild- und Wortkarten dient dem Aufbau eines Grundwortschatzes in 14 Themenfeldern, liefert anschaulich Begriffszuordnungen und verdeutlicht Satzstrukturen. Darauf abgestimmt ist der Unterrichtsordner mit Arbeitsblättern in 10 Niveaustufen, der es der Lehrperson ermöglicht, für jeden Lernenden gezielt Aufgaben auszuwählen. Egal ob ein Kind noch Anlaute übt und ein anderes bereits kurze Texte erliest – beide können am gleichen Thema (z. B. Schule) und doch entsprechend ihres jeweiligen Lernstandes arbeiten. So wird erfolgreiches Lernen für jeden Einzelnen auch in stark heterogenen Lerngruppen möglich.

Die DaZ-Kiste kurz vorgestellt im Video auf unserem Instagram-Kanal:

 

 

© SCHUBI Lernmedien AG

Alle Texte und Materialen in diesem Beitrag stammen aus der DaZ-Kiste für Aufnahmeklassen und Anfangsunterricht in der Schweiz

Autorin: Heidrun Schumacher
Illustration und Layout: Anne Wöstheinrich, Münster
Redaktion Schweiz: Redaktionsbüro Eins, Schaffhausen
Beratung Schweiz: Ursula Frei, Andelfingen
Musik: Rumpelstil GbR, Berlin
Sprachproduktion: db media Dupré & Buhr GbR, Neuwied
Fremdrechte: Verwendung des Schriftsatzes „Deutschschweizer Basisschrift“ mit freundlicher Genehmigung der D-EDK, Luzern

Das Werk basiert auf dem Titel ‚Sprachziel Deutsch‘, erschienen im Spectra-Verlag, Braunschweig.

Weitere interessante Beiträge:

    

Passende Materialien:

Schulanfang
Klasse Teamwork
Schulplaner
Schubitrix

 

 

 

Archiv

Diesen Beitrag teilen: